Samstag, 15. Dezember 2018
Zufriedenheit? Glück? Selbstakzeptanz?
Man sagt ja immer, gerade jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit, so im November und Dezember haben Psychologen die meiste Arbeit. Scheinbar treten zu dieser Zeit recht viele psychische Probleme bei Menschen auf. Ob da wirklich etwas dran ist, oder ob das nur Gerede ist, weiß ich tatsächlich nicht. Glaube aber es gab mal eine Studie dazu, die mehr Selbstmorde zu dieser Jahreszeit bestätigen konnte? Na, ja egal. Ich kann es mir jedenfalls recht gut vorstellen, wenn man überall diese fröhliche Weihnachtsmusik hört, diese glücklichen Familien sieht, die über den Weihnachtsmarkt schlendern, etc.

Mir persönlich ist in meinem Umfeld aufgefallen, dass sehr sehr viele Leute höhst unzufrieden sind und sich an solchen Lappalien ständig aufhängen, sich ihr Leben anfangen irgendwie selbst schlecht zu reden, weil andere etwas haben, was sie nicht haben. Und gerade in der heutigen Gesellschaft haben ja viele diesen Drang dazu, sich mit zu teilen, zu zeigen, was sie gerade tolles machen.

So landet dann halt ein Bild von einem Weihnachtsmarktbesuch in einem Whats-App-Status, den sich meine Mutter anguckt. Und dann geht das los: "Mit mir geht keiner auf den Weihnachtsmarkt! Keiner will mit mir Zeit verbringen! Weihnachten ist scheiße!"
Vorher wäre sie niemals auf den Gedanken das zu sagen oder gar auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Aber dann sieht man das bei anderen und dann will man plötzlich auch. Dann sucht man aber einen Grund, warum das so nicht geht, wie man das gerne hätte und zack hat man einen Grund unglücklich zu sein und sich zu beschweren. Ich hab meiner Mutter daraufhin angeboten mit ihr zum Weihnachtsmarkt zu gehen, aber da hieß es dann "Nein, möchte ich nicht. Ist mir zu voll und zu viel Stress."
Also will sie das im Endeffekt ja doch gar nicht wirklich.

Ich versuche damit zu sagen, dass es Menschen viel einfacher fällt unglücklich und unzufrieden zu sein, statt glücklich und zufrieden.

Es gibt eben auch so gewisse Tätigkeiten, die einem von der Gesellschaft ja quasi aufgedrückt werden. Meine Arbeitskollegen sind beispielsweise der Meinung, in meinem Alter müsse man einfach jedes Wochenende um die Häuser ziehen und in irgendwelchen Clubs feiern gehen. Ich mache das aber nicht, weil das wirklich so überhaupt nichts für mich ist. Und meine Kollegen denken halt ich wäre unglücklich, weil ich das nicht mache. Dabei macht mir das halt nicht wirklich Spaß, das ist für mich eher eine Quälerei und ein Zwang. Ich bin vollkommen zufrieden, wenn ich am Wochenende faul auf meiner Couch herum liegen und zocken kann. Wenn ich dann so mein Handy abchecke und sehe, wo der oder die gerade voll cool feiern war und ja so einen tollen Abend hatte, den man ja unbedingt wiederholen müsste, denke ich mir nicht so "Boah mit mir geht keiner feiern!", sondern denke mir so "Okay, da hatte jemand Spaß. Das ist schön für die Person. Für mich wäre das nichts."

Wenn ihr jetzt feststellt, dass ihr euch vielleicht auch immer echt schnell von Dingen deprimieren lasst, die andere machen - ihr aber nicht. Dann horcht einfach mal tief in euch rein. Wollt ihr diese Dinge denn wirklich machen? Ich meine: Wenn meine Mutter auf den Weihnachtsmarkt hätte gehen wollen, hätte sie doch einfach jemanden fragen können. Aber das hat sie nicht getan, weil sie nicht wollte. Sie hat plötzlich einfach nur das Glück anderer gesehen und dachte sie könnte auch glücklich sein, wenn sie ebenfalls auf einen Weihnachtsmarkt geht.

Das ist halt aber totaler Schwachsinn. Jeder Mensch ist anders gestrickt und dementsprechend machen jeden Menschen andere Dinge glücklich. Und man sollte sich auch nicht von anderen einreden lassen, was einen glücklich macht. Jahrelang hat mir meine Mutter gepredigt, dass mein Leben doch kein lebenswertes wäre, so wie ich rum hänge. Ich müsste raus gehen, jedes Wochenende irgendwo Party machen, etwas erleben. Ich begann mich schlecht zu fühlen, weil ich dieses Leben nicht hatte und habe mich ständig gefragt, ob mir irgendwas fehlt. War dann auch tatsächlich mal feiern aber ich habe festgestellt, dass dieses ganze Tanzen einfach so absolut nicht meine Welt ist. Das hat mich gar nicht erfüllt oder glücklich gemacht. Es war eher anstrengend und ich hab mich total fehl am Platz gefühlt.

Also falls ihr gerade wirklich unglücklich oder unzufrieden seid, stellt euch einfach mal die Frage: Will ich gerade einfach nur einer anderen Person nacheifern? Oder will ich in ein Bild passen, was man versucht mir aufzudrücken? Was will ich selbst eigentlich wirklich und warum mache ich das nicht?

Wenn man sich diese Fragen ehrlich beantworten kann und auch danach handelt, ist das finde ich ein recht großer Schritt in Richtung Selbstakzeptanz und genau die ist einfach so wichtig. Denn wenn man die hat und zu der Person stehen kann, die man wirklich ist, ist man wirklich echt zufrieden mit seinem Leben und vielleicht könnte man das dann auch als Glück bezeichnen.



Sonntag, 2. Dezember 2018
Aufbruch zum Mond
Jaahuu es ist wieder mal "Rezensionszeit".

Worum es in dem Film "Aufbruch zum Mond" geht, ist wahrscheinlich allen klar, aber hier trotzdem nochmal ein kurzer Aufriss. In dem Film geht es um Neil Armstrong, einen amerikanischen Astronauten, dem erfolgreich eine Mondlandung gelang.

Das klingt an sich recht simpel und nach recht wenig Inhalt, allerdings geht der Film doch über 2 Stunden. Natürlich wartet man irgendwie die ganze Zeit über darauf, dass er jetzt endlich zum Mond fliegt, aber dennoch war ich als Zuschauer nie gelangweilt von den Geschehnissen auf der Leinwand. Auf mich - so als Laie und gar keine Ahnung von der Raumfahrt - wirkte die Geschichte sehr detailliert erzählt. Man bekam einige der Astronautenübungen zu sehen und man sah, womit die Astronauten körperlich eigentlich so zu kämpfen haben. Die Flugszenen wirkten auf mich auch stets authentisch mit diesem ganzen Geruckel, sodass man sich eigentlich kaum sicher sein konnte, ob man im Cockpit denn auch den richtigen Knopf trifft. Auch die Atmungen der Piloten im Cockpit haben meines Erachtens die körperliche Anstrengung solcher Weltraumflüge gut wieder gespiegelt, sodass man als Zuschauer eben ein gewisses Gefühl dafür bekam.
Aber kehren wir mal zurück zum Anfang des Filmes: In den ersten Minuten sieht man, wie Tochter Karen von Armstrong stirbt. Nach der Beerdigung sieht man ihn zwar für einen Moment zusammenbrechen aber das war eigentlich auch schon der einzige Ausdruck an Trauer. Stattdessen scheint er sich in die Arbeit zu stürzen - es wirkt eben so als wolle er sich von den Gedanken an seine tote Tochter ablenken. Aufgrund eines Flugverbotes bewirbt er sich schließlich für das Gemini-Projekt bei der NASA und wird dort auch angenommen. Mit immer weiterem Voranschreiten des Filmes wirkte Armstrong immer unnahbarer. Oft fragte ich mich, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Und auch verstand ich nicht, wie er immer noch so verbissen an dem Mondprojekt saß, wo doch inzwischen so viele seiner Kollegen ihr Leben gelassen hatten. Bei jeder Todesnachricht, die ihn ereilte, wartete ich regelrecht auf einen Gefühlsausbruch. Aber der kam nie. Durch minimale Mimiken und Gestiken wirkt er unnahbar, aber doch spiegelten die inneren Verletzungen irgendwie immer durch, sie waren nur nie so recht greifbar. Man wusste nicht, was genau ihn bedrückt - man sah nur, dass da etwas an ihm nagte. Als die Landung auf dem Mond dann aber schließlich gelungen war, wurde mir so einiges klar. Armstrong trug nämlich das Armband seiner verstorbenen Tochter bei sich und ließ es im Weltraum frei. Zu ihren Lebzeiten hatte sie oft auf diesen fernen Planeten gezeigt, den man am Himmel sehen konnte und das nahm Armstrong scheinbar zum Anlass, eben genau diesem Ziel nachzueifern. Es folgt in der Quarantäne ein sehr emotionales Wiedersehen mit seiner Frau, welcher man zuvor sehr viel Verzweiflung ansehen konnte. Einerseits konnte sie kaum mehr mit ihrem Mann reden, andererseits hatte sie logischerweise auch Angst um sein Leben (die NASA hatte die Trauerrede vor ihrem Abflug ja sogar schon vorgeschrieben!). Die Eheleute können sich durch die Glasscheibe zwischen sich zwar nicht berühren und Wörter wurden auch nicht ausgewechselt - aber in diesem Momenten haben allein die Gesichtsausdrücke gereicht. Es wirkte sogar so, als wäre Armstrong jetzt wieder "frei". Als könnte er jetzt, nachdem er Karen so gesehen die letzte Ehre erwiesen hat, wieder nach vorne schauen. Fand ich echt sehr ergreifend und hätte nicht mit so einer Wendung gerechnet.
Ein Punkt, der in dem Film ein weniger unterging, war der politische Punkt. Man investierte einen Haufen Geld in die Raumfahrt und hatte anfangs keine wirklichen Erfolge zu verzeichnen und natürlich gab es da auch noch den Wettkampf mit Russland. Allerdings wurden diese Themen nur angeschnitten und nicht wirklich weiter behandelt. An sich nicht schlimm aber da wäre noch ein wenig Potenzial drin gewesen, diese Dinge hätte man durchaus noch mehr beleuchten können. Aber sei es drum, gut fand ich den Film ja dennoch und damit kriegt er auch eine 9 von 10.



Sonntag, 25. November 2018
Meine berufliche Situation
Ich glaube, ich habe in einem anderen Post hier auf dem Blog schon einmal dieses Thema angeschnitten und wer meine Tweets einigermaßen verfolgt, weiß vermutlich, wie unzufrieden ich mit meinem Beruf eigentlich bin. Heute wollte ich an dieser Stelle mal etwas tiefer in das Thema einsteigen.

Gewisse Dinge in dem Beruf „Steuerfachangestellte“ haben mich ja bereits in der Ausbildung gestört. Entsprechend wollte ich eigentlich gar nicht mehr bei einem Steuerberater arbeiten, sondern wollte für ein Unternehmen in der Buchhaltung arbeiten. Natürlich habe ich dafür auch Bewerbungen geschrieben, allerdings bekam ich nur Absagen, die manchmal echt völlig idiotisch waren. Manche werteten meine Bewerbung als berufliche Neuorientierung. An diese Leute ein großer und dicker Mittelfinger: Als Steuerfachangestellte gehört es zum Hauptaufgabengebiet dazu Finanzbuchhaltungen zu erstellen, nebenbei kann ich das Umsatzsteuergesetz rauf und runter beten und weiß, worauf es bei der Rechnungslegung ankommt. Ansonsten nahm mich kein Unternehmen, weil sie geeignete BewerberInnen gefunden hätten. Somit war mein neuer Plan, mich doch erstmal wieder in Steuerbüros zu bewerben und meinen Marktwert zu steigern. Ich dachte mir, ich könnte mich über meinen Kontostand und meine schöne, neue Wohnung so lange motivieren. Im Endeffekt aber hat es nur ein paar Monate gedauert und die Luft ging immer mehr und mehr raus.

Mittlerweile kotzt mich hier so ziemlich alles an. Ich schreibe Mandanten an, bitte sie darum Unterlagen einzureichen, aber es kommt monatelang einfach keine Antwort, keine Zuarbeit, einfach nichts. Aber wenn mir meine Mandanten nichts zum arbeiten geben wollen, kann ich eben auch nicht arbeiten. Also fängt man an denen hinterher zu telefonieren und darf sich noch pampige Antworten geben lassen. Dabei ist man als Steuerfachangestellte eigentlich nur die gute Seele, die ihrem Mandanten Arbeit abnehmen will. Aber vermehrt kommt es mir so vor, als würden Mandanten es als Schikane auffassen, wenn man sie nach Unterlagen fragt.

Neben dem externen Hinterherrennen, gibt es aber noch das interne Hinterherrennen. Sobald ich eine Steuererklärung oder einen Jahresabschluss fertig habe, kriegt den ein Steuerberater zur Durchsicht. An der Stelle darf man dann auch nochmal Wochen oder Monate warten, bis man das „Ok“ zum Fertig machen kriegt. Wenn man diese Wartezeit aber gerne verkürzen möchte, eben auch weil die bei Mandanten echt doof ankommt, kriegt man meist nur genervte Kommentare vom Steuerberater und Aussagen wie „Ich muss erst mal mein eigenes Zeug hier fertig machen und vom Tisch kriegen.“ Dieses eigene Zeug kann ihn allerdings für mehrere Wochen beschäftigen, diese eine Durchsicht vielleicht nur für 1 bis 2 Stunden. Und dann kommt so ein Herr von Steuerberater auf die Idee mal seine unzähligen Notizstapel durch zu gehen und entdeckt dabei Notizen zu einem von deinen Mandanten. Die Notiz stammt von einem Zeitraum, bevor du überhaupt in dem Betrieb angestellt warst. Und dann fragt man dich, was damit ist. Ob ich damit etwas anfangen könne. Klar, ich reise mal eben in die Vergangenheit – dann kann ich bestimmt etwas damit anfangen.

Dazu kam noch, dass ich denjenigen, der meine jetzigen Mandate vorher bearbeitet hat, gar nicht kennen lernen konnte. Ich hätte gerne die Chance gehabt ein Gespräch zu führen. Mit Aktennotizen und Ablagen hatte er es nämlich nicht so und deshalb war es eine echte Drecksarbeit sich in die jeweiligen Fälle einzuarbeiten. Deshalb hatte ich mich auch gefreut, als man mir Neumandate zukommen lassen wollte. Aber dann bin ich an eine Dame geraten, die scheinbar ein Problem mit meiner körperlichen Ausstrahlung hatte. Was das angeht bin ich nämlich das typische Mauerblümchen. Ich bin die Person, die immer im Schulalltag unterging und deren Namen sich die Lehrer womöglich immer als letztes gemerkt und als erstes vergessen haben. So ein Auftreten hat aber überhaupt nichts mit fachlicher Kompetenz zu tun. Die Dame stellte mir ein paar Fragen, die ich ihr alle korrekt beantwortete. Kurz darauf stellte sie dieselben Fragen auch nochmal einer Kollegin von mir, die ihr die gleichen Antworten gab, wie ich. Also eigentlich ein Beweis dafür, dass ich fachlich sehr wohl kompetent genug bin, diesen Fall steuerlich zu betreuen, oder? Denkt man sich so. Die Dame beschwerte sich doch sogleich beim Chef und meinte, wenn sie keinen anderen Bearbeiter bekäme, würde sie sich einen anderen Steuerberater zu suchen. So kam natürlich der allgemeine Gedanke auf, dass ich noch nicht bereit für Neumandate wäre. Deshalb wurde die Verantwortung für diese Mandate einem älteren Kollegen übertragen, ich mache aber die ganze Arbeit, bin so zu sagen der Ghostwriter. An sich nicht schlimm, aber dadurch hat er halt eine gewisse Entscheidungsmacht und somit wird mir ständig in die Bearbeitung rein geredet. „Nein, nimm ein anderes Konto“, „Ändere den Text“, „Buch das nicht so in zwei Buchungen, mach das lieber in einer Buchung, mich verwirrt das sonst nur“. Damit war meine Freude auf die Neumandate eben auch dahin.

Einen Lichtblick gab es allerdings dennoch: Mein Chef wollte dafür sorgen, dass ich an meiner körperliche Ausstrahlung arbeitete. Dazu stellte er mir einen Schauspieler an die Seite, der mir diverse Tricks und Kniffe zeigte, wie man plötzlich total selbstsicher wirken kann. An sich war das echt eine super interessante und coole Sache aber ich bin eben kein Mensch, der sich gerne verstellt und das musste man dazu tun. Wir hatten natürlich auch Situationen, wo ich meinem "Lehrer" etwas erzählen sollte. Manchmal über fachliche Themen und manchmal über Hobbys. Dabei fiel auf, dass meine Ausstrahlung grundlegend anders ist, wenn ich über die Arbeit spreche. Es wäre für ihn offensichtlich zu sehen, dass es mir keine Freude bereitet. Klar könnte ich so tun als ob, ob es mir Spaß machen würde und meine Ausstrahlung entsprechend anpassen.. aber wie gesagt. Ich verstelle mich nicht gerne. In dem Sinne hat dieses Training wohl leider nicht besonders viel gebracht, da sich meine körperliche Ausstrahlung wohl kaum verändert hat.

So ging mein Alltag weiter, ich rannte Mandanten und Kollegen hinterher. Der Frust in mir wurde immer größer und größer und so hatte ich mich schließlich für eine neue Ausbildung beworben. Der Beruf des Fluglotsen gefällt mir auch heute noch immer ungemein, aber leider habe ich den Eignungstest nicht bestanden. Ein weiterer Rückschlag, der meine Motivation immer weiter gedrückt hat. Wenn ich nun also mal nichts zu tun hatte, bin ich niemandem mehr sinnbildlich in den Arsch gekrochen, sondern habe ein paar aktuelle Gerichtsurteile oder sonstige Literatur gelesen, die mich auf fachlicher Sicht eben interessiert hat.

Dann wurden aber liebe Kollegen auf mich aufmerksam. Ich weiß nicht, ob sie einfach nur auf meinen Bildschirm gesehen haben oder ob sie merkten, dass ich meine Maus und Tastatur recht wenig benutzte. So stellte man mir die Frage, an was für einem schwierigen Fall ich denn gerade arbeiten würde. Flott dachte ich mir irgendeinen Fall aus, mit dem ich mich angeblich gerade beschäftigte. Ich ging eben davon aus, dass es an der Stille lag, während ich die Artikel lag und es deshalb aufgefallen war. Ich dachte mir „Was hätten die schon für einen Grund, auf meinen Bildschirm zu gucken?“. Ich mache das schließlich auch nicht, weil es mir echt total egal ist, woran die gerade alle arbeiten oder auch nicht arbeiten. Jeder macht eben seins und gut ist. Also hatte ich mir eine weitere Ausweichbeschäftigung gesucht: Ich schrieb hier auf Arbeit Posts für ein RPG, das ich spiele oder schrieb Posts für den Blog hier vor.

Aber mittlerweile glaube ich, dass man mir wirklich auf den Bildschirm geschielt hat. Denn eine Kollegin suchte das Gespräch mit mir. Sie hätte den Eindruck, dass ich meine Arbeit ganz schön schiebe und viel Luft habe, viel am Handy hängen würde. Und sie findet das unkollegial, fühlt sich von mir alleine gelassen, weil sie in Arbeit erstickt und ich ihr doch bitte unter die Arme greifen möge (an dieser Stelle muss ich sagen, dass ich ihr da sogar schon 2 Abschlüsse und 1 Buchhaltung abgenommen hatte. Zusätzlich zu dem ganzen Hinterherrennen kamen von ihr aber noch etliche Nachfragen, als sie selbst den Fall wieder übernahm. Statt einfach mal selbst für eine Minute den Kopf anzustellen oder einfach mal das Protokoll zu lesen, was ich geschrieben habe... stellt man dir Fragen total aus dem Zusammenhang gerissen... unter solchen Umständen hab ich darauf natürlich keine Lust). Ich erklärte ihr daraufhin, dass ich keinerlei Lust mehr auf diesen Job hier habe. Am liebsten hätte ich ihr aber auch gesagt, dass es nicht mein Problem ist, wenn sie mit ihrer Arbeit nicht fertig wird und sie damit zum Chef gehen soll – aber solche Dinge fallen mir leider immer zu spät ein.

An meiner Arbeitsweise hat sich bisher nicht wirklich etwas geändert. Ich beobachte meine Kollegen jetzt aber ein Stück mehr und ich kann sagen, dass ich nicht mehr am Handy hänge als alle anderen auch. Ich besitze sogar noch die Höflichkeit das Handy weg zu legen, wenn mich jemand anspricht, die anderen nicht. Außerdem führen viele auch private Gespräche über das Arbeitstelefon, bestellen sich Karten für irgendein Konzert zu Silvester, etc. Auch kam es in dieser Woche erst vor, dass drei oder vier Kollegen sich eine Stunde lang über Gott und die Welt unterhalten haben und das kommt mindestens ein Mal pro Woche vor. Und ausgerechnet ich werde dann blöd von der Seite angemacht? Ich, die sich aus dem ganzen Zeug raus hält und nicht länger als jeder andere auch am Handy sitzt? Es ist wie immer das Problem, dass die Leute sich nicht zuerst mal an die eigene Nase fassen. Aber joa, noch ein Grund mehr, warum ich da niemandem etwas Gutes tun und Arbeit abnehmen will.

Aus diesem Grund habe ich in dieser Woche das Gespräch mit meinem Chef gesucht und ihm die Situation ein wenig dargelegt - nicht so offen wie hier. Er konnte nicht wirklich verstehen, was mein Problem ist. Ich nannte ihm Dinge, die mich an dem Job stören. Seine Antwort: "Ja, aber das mache ich doch auch den ganzen Tag." Ja, dir macht es aber scheinbar Spaß. Mir nicht. Es ist eben nicht jeder Mensch gleich. Wenn solche Arbeiten jedem Spaß machen würden, würde die Branche ja sicherlich nicht so einen starken Personalmangel aufweisen. Jedenfalls haben wir uns darauf geeinigt, dass ich noch bis zum 28.02.2019 dort arbeiten werde und in der Zeit versuche so viele Abschlüsse und Steuererklärungen wie möglich vom Tisch zu kriegen (Kleiner Shoutout an die Kollegen, die sich alleine gelassen fühlen: Ich hätte auch einfach kündigen können und ihr hättet die ganzen offenen Sachen bearbeiten können. Bin ich jetzt immer noch unkollegial?). Werde ich wahrscheinlich nicht schaffen, da meine Mandanten scheiße sind und ihren Ernst der Lage nicht begreifen und mir deshalb nicht zuarbeiten wollen.

Aber na ja, so viel dazu. Jetzt schreibe ich Bewerbungen und hoffe, dass ich zum 01.03. dann einen neuen Job finde.