Meine Zeit in der Tagesklinik
Wer schleicht so spät durch Nacht und Wind?
Es ist die Sophie auf ihrem Rind!

Was? Äh.. Egal, vergessen wir das. Ich schätze ich wollte einen kreativen Einstieg in das heutige Thema - was mir dann wohl nicht so gelungen ist.

Ich war jetzt seit ca. Mitte August bis ca. Ende Oktober in einer psychiatrischen Tagesklinik und wollte hier einfach mal einige Eindrücke teilen, die ich gewonnen habe.

Mir persönlich hat die Zeit in der Tagesklinik sehr geholfen. Man lernt so viele unterschiedliche Menschen kennen, man erlebt so viele unterschiedliche Situationen, sodass im Prinzip jeder Tag einer neuen Herausforderung gleicht - wobei man sich solchen Herausforderungen gerne stellt. Man kriegt einerseits unheimlich viel Feedback und andererseits lernt man auch ziemlich viel über sich selbst.

Wie genau läuft so ein Aufenthalt in der Tagesklinik ab? Also basically sei mal gesagt: Man geht da früh am Morgen hin und im Laufe des Nachmittags geht man wieder nach Hause. Die ganze Zeit dazwischen ist man logischerweise vor Ort beschäftigt. Bei uns wurden alle Patienten auf drei Gruppen aufgeteilt. In seiner jeweiligen Gruppe hat man dann die meisten Therapien (Gruppentherapie, Ergotherapie, rez. Musiktherapie, Qi Gong,). Allerdings wurde man zu bestimmten anderen Therapien auch mit Leuten aus anderen Gruppen zusammen gewürfelt (Skill- oder Konzentrationsgruppe, Gestaltung oder Psychodrama, Autogenes Training oder PMR). Darüber hinaus konnte man sich noch freiwillig in eine Haushaltsgruppe (Garten, Putzen, Kochen, Backen) eintragen - darüber hinaus wird noch Sport angeboten und eine so genannte Außenaktivität (sich irgendein Museum angucken oder durch einen Park spazieren..) Jeden zweiten Freitag Nachmittag gab es dann noch die heiß geliebte Großgruppe, die im Prinzip genau so wie eine Gruppentherapie ist, nur dass eben ALLE Patienten zusammen sind und nicht nur die jeweils spezifische Gruppe. Zwischen den Therapien hat man eine Menge Freizeit, die man für sich aber auch für soziale Interaktionen mit anderen Patienten nutzen kann. Ich habe doch den größten Teil der Zeit mit den anderen Leuten kommuniziert, dadurch auch Freundschaften geschlossen und sogar meinen jetzigen Freund kennengelernt. Mir persönlich war es ziemlich wichtig aus meiner eigenen Komfortzone raus zu kommen und Kontakt zu anderen zu suchen, weshalb mich das positive Ergebnis dessen natürlich nur umso mehr freut.

Ich habe unheimlich viele Tränen dort in der Tagesklinik gelassen, allerdings habe ich dort auch mindestens genauso viel gelacht wie geweint. Ich habe neue Dinge probiert, wie beispielsweise das Töpfern oder aber das Zeichnen und in das autogene Training habe ich mich total verliebt, das mache ich heute teilweise noch Zuhause. Ansonsten wurde mit in den Therapien vermittelt, dass ich mir mehr Zeit für mich und die Dinge nehmen muss, die mir Spaß machen, um einen Ausgleich für das Arbeitsleben zu haben, in dem man ja leider Gottes irgendwie funktionieren muss. Irgendwo muss ich da die Waage finden, damit man das miteinander vereinen kann.

Ansonsten versuche ich die für mich neu gewonnen Erkenntnisse irgendwie in meinen Alltag einfließen zu lassen, mein Denken und Handeln möglichst an meine Gefühle anzupassen und ja - damit habe ich noch einen langen Weg und viel "Arbeit" vor mir, schätze ich. Aber so wird es immerhin nicht langweilig :')