Augen auf bei der Berufswahl
Das ist wohl ein Spruch, den so ziemlich jeder in seinem Leben schon einmal zu hören bekommen hat. Ob nun von Eltern, Großeltern, sonstiger Verwandtschaft, Lehrern oder Trainern spielt dabei ja keine Rolle.

Ganz unrecht hat mit diesem Spruch wohl niemand. Denn der ausgeübte Beruf ist etwas, was einen Menschen ziemlich viele Jahre seines Lebens begleitet. Eben bis zum Eintritt in die Rente, wobei der heutzutage ja leider auch kein Garant mehr dafür ist, dass man danach nicht mehr arbeiten gehen muss.

Was ich an der Sache viel interessanter finde ist: Wie lange darf man denn die Augen offen halten?

Ich höre von ein paar Freunden, dass sie es sich nicht vorstellen können den Beruf, den sie jetzt erlernt haben, für den Rest ihres Arbeitslebens auszuführen. In diese Kategorie falle ich übrigens auch o.o/
Dennoch haben wir das "durch gezogen", damit man erst einmal etwas nachweisen kann. Aber mit dieser Methode verschwendet man hier in Deutschland leider auch schon einiges an Zeit. Viele haben aber den Mut und brechen das Angefangene trotzdem ab, machen sich nicht weiter unglücklich. Das führt zu einem regelmäßigen Kopfschütteln der Eltern. "Kind, was soll denn bloß aus dir werden? Wann willst du denn mal Geld verdienen? Das kann doch so nicht weiter gehen!"
Wenn man als Kind dann vorschlägt, dass man hier und dort mal schnuppern und Praktika machen will, stößt man oft auch nur auf wenig Verständnis, da man ihnen ja "auf der Tasche liegt". Also versucht man möglichst schnell etwas anderes zu finden, wo man denkt, das könnte etwas sein, nur um sich im Endeffekt vielleicht wieder zu irren und dann geht das ganze Theater wieder von vorne los.

Wie viel Zeit hat so ein Mensch denn, um sich auf den Rest seines Lebens vorzubereiten?

Wir hatten damals ein einziges Praktikum von der Schule aus. Ich war damals in einem Kindergarten und das auch nicht, weil mich die Arbeit interessiert hatte. Eine Freundin meiner Mutter arbeitete dort und somit kam man leicht an einen Platz ran, außerdem war es in meinem Wohnort. Ich konnte daraus jedenfalls mitnehmen, dass der Beruf eines Erziehers nichts für mich wäre. Aber es gibt ja noch hunderte von anderen Berufen, die dennoch möglich gewesen wären. Sicher gibt es Jobmessen, wo man sich Informationen einholen kann. Auf solchen Messen war ich auch. Aber man wird im Prinzip nur mit theoretischen Infos überflutet, von denen man noch nicht mal alles glauben sollte, weil da manchmal auch Leute stehen, die absolut keine Ahnung von dem Beruf haben, für den sie da überhaupt werben.
Man könnte freiwillige Praktikas in den Ferien machen. Aber ich finde auch das, kann es nicht sein. Ferien sind etwas, was man möglichst genießen sollten, solange man noch kann.

Ich finde einfach, die Schulen sollten sich viel mehr mit dem Thema befassen. Es sollte viel öfter Ausflüge in irgendwelche Betriebe geben, wo sich die Schüler unterschiedliche Arbeitsplätze ansehen können, wo sie Fragen stellen können. Es sollte auch viel mehr Pflicht-Praktika geben, eben damit man die Chance hat in unterschiedliche Wirtschaftszweige zu schnuppern. Und nicht lauter unnötiges Zeug lernen, von dem ich heute so gut wie nichts mehr brauche und auch so gut wie nichts mehr weiß.

Als ich mein Abitur gemacht habe, wusste ich nur: Keine Erzieherin und: Ich möchte etwas im Büro machen. Ich habe einen Bürojob erlernt und bin ich damit glücklich? Nein.
Stattdessen fallen mir unheimlich viele andere Berufe rein, die ich mir gerne mal genauer ansehen würde, in die ich gerne einfach mal rein schnuppern würde. Aber das braucht Zeit und diese Zeit hat man nicht, wenn man auf eigenen Füßen steht und irgendwie Geld heran schaffen muss.

Also ja: Augen auf bei der Berufswahl, liebe Leute. Und solange ihr die Zeit habt, nehmt sie euch und probiert alles aus, was euch in den Sinn kommt, solange ihr noch frisch von der Schulbank purzelt oder vielleicht habt ihr eine besser aufgestellte Schule und könnt bereits die Schulzeit sinnvoll für eure Zukunft nutzen. Lasst euch auf jeden Fall nicht in etwas rein drängen, bei dem ihr euch nicht sicher seid. Und auch nicht um den Willen eurer Eltern. Es ist schließlich euer Leben, das ist eine Entscheidung, die euer Leben einfach massiv beeinflussen kann und im Endeffekt wollen eure Eltern auch nur das Beste für euch und wollen euch in Zukunft glücklich sehen.