Pokemon Fanfiction Kapitel 1: Der Aufbruch
Schon früh am heutigen Morgen war Jade aus ihrem Schlaf erwacht. Wobei man es eigentlich kaum Schlaf nennen konnte. Jede Stunde war sie aus einem Traum erwacht. Einen Traum, in welchem sie sich vorstelle, wie die erste Reise mit ihrem Pokemon so verlaufen würde. Nach diesem Traum wanderte ihr Blick jedes Mal hoffnungsvoll zu ihrem Funkwecker. Doch es war nie Zeit gewesen, aufzustehen und endlich zum Labor des Professors zu gehen. Erst jetzt, jetzt war es endlich so weit. Noch bevor ihr Wecker klingeln konnte, platzierte sie ihre Hand auf dem "Aus"-Schalter und konnte das Klingeln von diesem so im Keim ersticken. Prompt stand sie auch auf und begann sich anzuziehen. Wirklich spektakulär war ihre Kleiderwahl nicht, sie war eher schlicht aber wohl dennoch angemessen. Sie griff zu einem weinroten T-Shirt und einer schwarzen Hose, die ihr nicht ganz bis zu den Knien riechte. Ihre blonden - eigentlich fast schon weißen - Haare kämmte sie ausgiebig mit einer Bürste und machte sich je links und rechts einen Zopf, sodass sie eigentlich fast als Schulmädchen durchgehen konnte. Sonderlich groß war sie auch nicht mit ihren 1,67 Meter, aber dennoch war sie bereits volljährig. Sonst dürfte sie heute wohl kaum ihr eigenes Haus verlassen, ohne dass man sie aufhalten würde, oder? Zufrieden mit ihrem Äußeren schnappte Jade sich nun ihren Rucksack, indem sie einige Wechselklamotten, Handtücher und nützliche Dinge wie eine Taschenlampe oder ein Seil, verstaut hatte. Am unteren Ende des Rucksacks hatte sie ihren Schlafsack befestigt, der relativ locker von dort aus nach unten baumelte. Bereits jetzt war ihr klar, dass er heute früher oder später auf den Boden fallen würde, aber im Moment war ihr das noch egal. So bepackt lief sie nun die Treppe nach unten, wo ihre Mutter bereits am Küchentisch wartete. Doch kaum hörte die ältere Dame die Schritte auf der Treppe, legte sie die Zeitung aus ihren Händen, in welcher sie eben noch so neugierig gelesen hatte. Sie wandte sich um und erblickte ihre Tochter bereits in voller Montur. Überrascht öffnnete sich der Mund von Jades Mutter. "Du siehst ja so aus, als würdest du schon jetzt aufbrechen?", fragte sie verwundert. Jade runzelte verwirrt die Stirn. Was dachte sie denn? Natürlich würde sie gleich weg gehen, sobald man ihr ihr Pokemon gegeben hatte! "Du musst mir dein Pokemon doch wenigstens zeigen, bevor du los gehst!", stellte ihre Mutter aber mal so gleich klar. Beim Aufstehen schob sie ihren Stuhl mit ihren Kniekehlen so nach hinten, dass das quietschendes Geräusch sich in Jades Ohren einbrannte. "Ja.. jaaaa guuut", erwiderte sie genervt. Den Rucksack stellte sie nun erst einmal wieder auf dem Boden ab, um sich an den Frühstückstisch zu setzen. Niemals würde sie das Haus ohne Frühstück verlassen! Mit einem fröhlichen Ausdruck im Gesicht stellte sie fest, dass ihre Mutter sogar ihr Lieblingsfrühstück gemacht hatte. Gebratener Bacon und dazu ein Toast mit Nutella. Besser konnte der Tag doch eigentlich gar nicht laufen! Nach dem Frühstück lief sie dann ohne ihren Rucksack los, nachdem sie sich kurz von ihrer Mutter verabschiedet hatte. Das Labor war ja zum Glück nicht so weit von ihrem Wohnhaus entfernt. Vor dem Labor wartete bereits Keith auf sie. Er war kaum größer als sie und hatte ebenfalls blonde Haare - nur etwas dunkler als die ihren. Er trug wie immer sein gelbes Halstuch, dazu einen Hoodie und eine Jeans. Seine Hände hatte er in seine Hosentasche vergraben, vermutlich weil er cool wirken wollte. Das wollte er nämlich oft, auch wenn er das eigentlich gar nicht - zumindest in Jades Augen. Aber sie sah ihn vielleicht auch mit anderen Augen als Fremde. Sie waren seit sehr jungem Kindesalter befreundet und daher kannte sie ihn eben sehr gut. "Guten Morgen", begrüßte sie ihn mit einer fröhlichen Stimme und umarmte ihn freundschaftlich für einen kurzen Moment. "Guten Morgen", immitierte eine quietsch hohe Stimme aus dem Hintergrund. Sofort wanderte Jades Blick in die Richtung, aus welcher sie das Geräusch vernommen hatte. Da stand Kelly. Ein ziemlich nerviges und theatralisches Mädchen, welches gerne die Aufmerksamkeit aller auf sich zog - so auch in diesem Moment. Außerdem war sie rein äußerlich quasi das Gegenteil zu Jade. Sie hatte dunkelbraune - ja fast schon schwarze Haare - und auch sie trug diese mit je links und rechts einem Zopf. Vielleicht könnte der Morgen auch besser starten... Jade brummte unzufrieden vor sich hin und warf dieser Kelly böse Blicke zu. Nein, sie konnte sie echt kein Stück leiden. Doch bevor die Situation sich weiter entwickeln konnte, wurde die Tür vom Labor nach außen aufgestoßen. Der Professor stand dort und bat die drei jungen Erwachsenen hinein. Das war der Moment, in dem jeder von ihnen wusste, dass der große Moment des Aufbruchs gekommen war. Jetzt würden sie ihr Pokemon kriegen, worauf sie so lange hin gearbeitet hatten. Tag für Tag waren sie dafür in die Trainerschule gegangen, hatten etliche Prüfungen abgelegt und dabei möglichst viele Punkte gesammelt. Denn erst, wenn man insgesamt eine bestimmte Anzahl an Punkten erreicht hatte, wurde einem die große Ehre zuteil, sein eigenes Pokemon besitzen zu dürfen. Natürlich gab es in der Schule auch solche Schlauköpfe, die es gar im Alter von 14 oder 15 Jahren bereits geschafft hatten. Aber das Spannende daran war viel eher, dass man mit seinem Pokemon gemeinsam reisen wollte, die Welt erkunden und weitere, andere Pokemon fangen wollte, unzählige Kämpfe bestreiten, die Orden in den Arenen gewinnen und schließlich an der berühmten Pokemonliga teilnehmen. Und in dem Punkt brachte es nichts, ein Überflieger zu sein. Welche Eltern erlaubten ihren minderjährigen Kindern schon das Haus zu verlassen? Richtig, keine Eltern. Von daher hatten Jade und Keith eine gesunde Faulheit walten lassen, bis sie alt genug waren, um auch gleich auf Reisen gehen zu können. Im Labor warteten drei Pokemon auf sie. Der Reihe nach zeigte der etwas ältere Mann auf die Pokemon. Das erste hatte ein grünes Äußerliches und es wirkte wie eine Pflanze. Er nannte es Bisasam. Das zweite sah einem kleinen Dinosaurier ähnlich, dessen Schwanzende in Flammen stand. Er nannte es Glumanda. Das letzte war eine Schildkröte, die auf zwei Beinen stehen konnte. Er nannte es Schiggy. So wie der Professor bisher der Reihe nach die Pokemon benannt hatte, blickte er nun die drei vor ihm stehenden jungen Erwachsenen an. "Kelly", begann er schließlich mit ruhiger Stimme und ließ ihr ein Lächeln zukommen. "Die Lehrer beschrieben dich als eine besonnene Persönlichkeit, die sich nicht gerne Stress aufhalste. Eine Person, die von so ziemlich allen gemocht wurde. Auch erzählten sie mir, dass du.. nun ja, dass du scheinbar sehr viel Wert auf deine Figur legst." Belustigt hob der alte Mann die Augenbraue in die Höhen und konnte sich ein schelmisches Lächeln nicht verkneifen. "Bisasam ist ein Pokemon, dass ziemlich lange ohne Nahrung auskommt. Es kann sich teilweise von dem Samen auf seinem Rücken ernähren.. also nun ja... ich schätze das passt ganz gut, dann musst du weiterhin nicht auf regelmäßiges Essen achten." Er lachte und versuchte die Stimmung etwas damit aufzulockern. Natürlich hatte er mit diesen Sätzen ordentliche Minuspunkte bei Kelly gesammelt. Ihr Gesicht verfinsterte sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr, bis sie schließlich deutlich angefressen den Pokeball an sich nahm. Jade fand das natürlich witzig und konnte es sich nicht sonderlich lange verkneifen, ehe sie in das Lachen des Professors einstimmen musste. Keith hielt sich in der Hinsicht lieber bedeckt. Irgendwie konnte einem der Professor ja schon leid tun. Er hatte die Aufgabe diese drei Starterpokemon gerecht auf die drei nächsten Trainer zu verteilen. Nach irgendwelchen Kriterien musste er sich dabei scheinbar richten. "Glumanda sind sehr impulsive Pokemon. Man kann sie leicht in einen Wutanfall treiben, allerdings kann man sie auch ebenso schnell wieder beruhigen. Sie sind sehr vertrauenswürdige und loyale Pokemon. Allerdings sieht man ihnen an ihrer Flamme an, wie es ihnen geht. Flackert die Flamme, so ist ein Glumanda zufrieden. Aber lodert die Flamme auf, dann ist es wütend. Als Trainer sollte man immer Acht auf die Flamme geben, denn sobald diese erlischt, wird auch das Leben von Glumanda erlöschen." Der Blick des Professors suchte Keith. "Keith von dir habe ich gehört, dass du sehr oft als Streitschlichter fungiert hast. Du scheinst ein gewisses Gespür dafür zu haben, wie es anderen geht und ich denke, deshalb wirst du am besten mit Glumanda auskommen." Mit einem fröhlichen Lächeln überreichte er dem jungen Trainer den entsprechenden Pokeball. Sicher wusste Jade jetzt schon, dass sie Schiggy bekommen würde. Aber ein wenig weich wurden ihre Knie dennoch. Entweder würden nun Worte fallen, die sie ziemlich ins Lächerliche zogen, so wie bei Kelly, oder aber eher solch schmeichelnde Worte wie Keith sie erhalten hatte. Sie selbst befürchtete ja eher ersteres. So viele gute Charaktereigenschaften hatte sie ihrer Meinung nach nämlich gar nicht zu bieten. Ein klein wenig verängstigt blickte sie nun also nach vorne und war bereit dazu, ihre Ansprache in Empfang zu nehmen. "Jade, nun ist offensichtlich, welcher Partner für dich übrig bleibt. Du scheinst ein Mensch zu sein, der gerne Problemen aus dem Weg geht. Die Lehrer konnten mir nichts zu deiner Konfliktfähigkeit erzählen. Du hättest nie eine Auseinandersetzung mit anderen Schülern gehabt. Ich kann nicht so recht daran glauben, dass man so viele Jahre durch das Leben kommt, ohne mit jemanden aneinander zu geraten. Deshalb glaube ich viel eher daran, dass du dich in Problemsituationen viel eher in deinen Panzer zurück ziehst und dicht machst. Und genau so tut es dieses Schiggy hier auch. Allerdings ist der Panzer von Schiggy nicht so hart, wie deiner es vielleicht ist. Viel eher ist dieser Panzer elastisch. Ich hoffe Schiggy und du könnt gegenseitig voneinander lernen und euch hin und wieder dazu bringen euren Panzer abzulegen." Ebenfalls mit einem Lächeln überreichte der blonden jungen Frau den Pokeball. Im ersten Moment stand Jade noch wie versteinert da, sogar ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Mit so einer Ansprache hatte sie nicht gerechnet, das hatte sie viel eher völlig unvorbereitet getroffen. Möglicherweise hatte der Typ Recht und das war erstaunlich, weil er sie eigentlich überhaupt nicht kannte. Er musste eine ungeheure Auffassungsgabe besitzen. Doch irgendwie war es ihr auch peinlich, dass solche Worte auch noch andere Leute gehört hatten. Leute wie Kelly zum Beispiel, die natürlich prompt anfing zu kichern. Noch bevor dieses Kichern irgendeine Wirkung auf Jade entfalten konnte, drückte der Professor jedem von ihnen einen Pokedex in die Hand. Mit diesem Gerät könnte man Pokemon scannen und Informationen über sie und ihren Lebensraum erhalten. Danach verließen sie das Labor wieder, schließlich wollten sie ja alle auf ihre große Reise aufbrechen. Jade war noch immer etwas sprachlos und nicht unbedingt ansprechbar, da klopfte Kelly ihr auf die Schulter. "Tja dann arbeite mal an dir, kleine Jade, tihihi. Wir sehen uns vielleicht in der Pokemonliga, wenn du es so weit schaffst." Mit einem gehässigen Lächeln zog sie von dannen und brach wohl bereits zu ihrer Reise auf. Es dauerte einen Moment bis sich das Gesicht von Jade zu einer wütenden Maske verzerrte. "Was denkt die eigentlich wer sie ist, ich werde vor ihr in der Liga kämpfen und ich werde sie gewinnen!" Keith lachte auf - offensichtlich beruhigt darüber, dass doch wieder alles in Ordnung und beim Alten zu sein schien. "Das sind große Ziele. Ich finde du hast dabei vergessen, dass ich auch noch da sein werde. Vielleicht mache ich dir ja einen Strich durch die Rechnung. Mit zusammengekniffenen Augen rief Jade Schiggy in ihren Pokeball, welchen sie sich an ihrem Gürtel befestigte. "Riskier nicht so eine dicke Lippe, dein Glumanda hätte keine Chance gegen mein Schiggy!" - "Schon klar, aber es bleibt ja nicht bei diesen beiden Pokemon." - "Du wirst trotzdem verlieren!" Während sie weiter durch Alabastia liefen zog sich dieses Gespräch immer weiter fort. Jade war schließlich zuhause angekommen, verabschiedete sich von ihrer Mutter und trat dann mit Sack und Pack wieder nach draußen. Natürlich hatte sie versprechen müssen in jeder Stadt Halt zu machen und ihre Mutter anrufen zu müssen. Aber dafür hatte sie immerhin noch eine Landkarte geschenkt bekommen. Gemeinsam traf sie sich mit Keith am Ortsausgang und zeitgleich setzen sie den ersten Schritt über die Ortsgrenze auf Route 1 der Kanto Region.
anonyma007 am 27. Februar 19
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